Dienstag, 30. Mai 2017

Rezension: Es

Es
                        von Stephen King







=[ Harte Fakten ]=
  • Heyne Verlag 2011
  • 14,99 €
  • 1536 Seiten
  • ISBN: 978-3453435773

=[ Worum geht’s denn eigentlich? ]=




Alle 28 Jahre kommt „Es“ ans Tageslicht und sucht sich neue Opfer. Auch Bill's Bruder Georgie verschwindet eines Tages spurlos in der Kanalistation. Bill und 6 Freunde entschließen sich, dem Grauen unter der Stadt entgegen zu treten.




=[ Meine Meinung ]=

Jaa, was soll ich sagen. Ich habe das Buch zum ersten Mal gelesen mit 11 oder 12 in der Bücherei und die letzten 10 Seiten haben gefehlt. Meine Eltern mussten sogar antanzen und bestätigen, dass ich das Buch lesen darf. Glücklicherweise (ich habe wohl lange genervt) hat mir meine Mama das Buch dann als Taschenbuch gekauft, damals noch eine alte Auflage in rot. Mittlerweile habe ich nicht mal mehr das Taschenbuch weil es vom vielen Lesen aus dem Leim gegangen ist (dabei hat es so gut gerochen! Kennt ihr das? Oh Gott ich werde wieder komisch...) Jetzt habe ich hier eine uralte gebundene Ausgabe, die man auch als Waffe oder zum Heizen benutzen kann, wenn das Holz mal knapp wird. Ein klassischer „Wälzer“.


Rückblickend kann ich gar nicht mehr sagen, wie ich auf das Buch gekommen bin, denn das Cover war einfach nur rot mit dem Schriftzug „ES“. Vielleicht war es ja das?
Meiner Meinung nach ist das eines von King's Besten – wenn nicht sogar das beste Buch von ihm.

Man fühlt sich etwas erschlagen von den ganzen Personen die auftauchen, bei Es wird dies aber recht clever gelöst. Jeder wird einzeln vorgestellt und die Charaktere sind so unterschiedlich, dass man sie nicht verwechselt. Die Freunde treffen aufeinander und bauen einen Damm. Erinnert uns das nicht alle an den perfekten Sommer?
Übrigens denke ich begründet das Buch auch die Angst vor Clowns. Oder besser den Hype der Angst vor Clowns.

Nach und nach lernen wir die Jungs (und das Mädel) kennen.

Stotter-Bill, mit seinem Fahrrad „Hey-ho Silver loooos!“
(Georgie – Bill's Bruder, der verschwand)
Richie – der bebrillte Quatschmacher, der gut Stimmen immitieren kann
Stan – der Vogelbeobachter
Eddie – das Muttersöhnchen mit dem schlimmen Asthma
Ben – der übergewichtige Romantiker
Mike – der schwarze Junge, der gemobbt wird
Beverly – das einzige Mädchen, die von ihrem Vater missbraucht wird

Stephen King schafft es, uns zu teleportieren. Wir finden uns plötzlich im Sommer '58 wieder, lassen uns zusammen mit den Freunden verprügeln und erleben Abenteuer. Man kann es fast fühlen, so greifbar ist es geschrieben. Das hat Stephen King schon immer gekonnt.

Es gibt die bösen Kinder, die nicht zuletzt dem etwas dicklichen Ben schlimme Gewalt antun und jeder findet sich in diesem Buch wieder. Diese Thematik ist ja aktueller denn je. Generell sind die Freunde eine Gruppe aus Antihelden und Außenseitern. Alle haben irgendwie mit sich zu kämpfen, formen dann aber eine wundervolle Clique und ergänzen sich.

Bill und die anderen wachsen schnell zusammen, eine Freundschaft entsteht und sie beschließen, der Sache in Derry auf den Grund zu gehen.

Dabei erleben sie allerhand Horrorszenarien, jeder für sich, und gehen schließlich zum Ursprungsort des Monsters – die Kanalisation unter der Stadt.
Immer wieder springt die Perspektive zu den erwachsenen Freunden und man erfährt auch, was aus ihnen geworden ist.




Für einige mag es zu langatmig sein, viele sind mehr Action am Anfang gewohnt. Für 1986, als der Roman in Deutschland das erste Mal erschien, war das „The Shit“ und für mich ist es das noch heute. Es ist eben nicht der splatter Horror, der Szenen gruselig macht sondern eine spannende Grundstimmung, kleine unterschwellige Hinweise auf etwas, das größter ist, als unter Verstand erfassen kann. Mit unseren größten Ängsten konfrontiert werden, das ist Horror. Und wenn das ein Buch rüber bringt, dann ist es wohl „Es“ vom Meister persönlich.

Die neueren Bücher von King kenne ich zugegebenermaßen noch nicht, aber alle vor Joyland habe ich gelesen. Einige haben mir gut und andere wiederum nicht so gut gefallen, aber schlecht war keines. Viele rollen beim Namen „Stephen King“ schon mit den Augen, was ich überhaupt nicht verstehen kann. Vielleicht liegt es daran, dass King oft Dinge ausspricht (oder schreibt), die so nicht üblich sind und vulgär wirken. Bei Sexszenen nimmt er oft kein Blatt vor den Mund und auch sonst scheint es für ihn keine Tabu's zu geben. Ich finde das sehr ehrlich und mir gefällt diese Art sehr gut. Wir alle sagen im Alltag doch mal „Scheiße!“ und nicht „Verflixt und zugenäht!“. Mir gefällt so etwas wesentlich besser als gestelzte Dialoge, die man so nie hören würde.


Wenn Bill in die Pedale tritt und schreit „Hey-Ho Silver looos!“, bin ich wieder in meiner Kindheit. Mit der Erinnerung an Es rieche ich Popcorn, es sind 30 Grad im Schatten... ich verbinde damit Abende am Lagerfeuer, Abenteuer mit Holzschwertern, Häuser aus Heuballen und meine Freunde von damals. Schon verrückt, was Gegenstände für Erinnerungen tragen, und in diesem Fall ist der Gegenstand eben ein Buch.




„ES“ ist ein absolutes Must-Read!

=[ Fazit ]=

Für mich DAS Horrorbuch.





=[ Wertung: ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ 5 von 5 ]=

Weitere King-Empfehlungen von mir:
  • Brennen muss Salem (es hilft, Dracula gelesen zu haben)
  • Der Friedhof das Kuscheltiere (purer Horror!!)
  • Der dunkle Turm (eine meiner Lieblingsreihen)